Patron

Heiliger Sankt Ottmar





OTTMAR, eigentlicher Gründer und erster Abt des Klosters St. Gallen, wahrscheinlich in der dortigen Gegend um 689 geboren, + 16.11. 759 auf der Insel Werd im unteren Bodensee. 864 vom Konstanzer Bischof Salomon I. kanonisiert. - Von alemannischer Herkunft wurde Ottmar in Chur zum Priester ausgebildet und übernahm wahrscheinlich dort die Betreuung einer Florinskirche. Aufgrund seines hervorragenden Rufes wurde er von dem, von den Franken eingesetzten, alemannischen Tribun Waltram für den Neuaufbau der vom Verfall bedrohten Eremitenzellen gerufen, die der irische Mönch Gallus 612 errichtet hatte. Ottmar löste das Eremitentum durch ein geregeltes Zönobitentum ab und führte entsprechende Klosterregeln ein. Die frühen Schenkungen kamen weitgehend von alemannischen Guts- und Adelsherren. Die durch Waltram vermittelte Repräsentation Ottmars gegenüber dem Hausmeier Karl Martell dürfte nicht verhindert haben, dass St. Gallen unter der Leitung des Abtes Ottmar (719-759) im alemannischen Bereich verwurzelt war, diesbezüglich volksverbunden und für fränkisch-karolingische Interessen wohl zu selbständig und zu wenig reichstreu. Dies änderte sich nach dem Blutbad an den Alemannen durch Karlmann (746), womit in der Folgezeit auch strukturell die Zerstörung des alemannischen Eigenlebens begann. Mit der Einführung der fränkischen Grafschaftsverfassung wurden die bisherigen alemannischen Herzöge durch zuverlässigere fränkische Grafen ersetzt. Zur Zentralisierung der politischen Macht durch die Vereinheitlichung der Reichskirche gehörte auch die Strategie, in den Klöstern eine einheitliche Mönchsregel einzuführen. Von daher erklärt sich, dass Abt Ottmar erst 747 auf Betreiben Karlmanns und Pippins die Benediktinerregel in St. Gallen einführte, was dann auch mit entsprechenden Güterschenkungen von dieser Seite verbunden war. Unter Abt Ottmar erlebte das Kloster St. Gallen in verschiedener Hinsicht seine erste Blütezeit. Nach innen war dem Abt sehr am geistlichen Leben der Mönche gelegen. 53 Professen gab es in dieser Zeit. Nach außen nahm er insbesondere die christliche Verantwortung den Armen und Kranken gegenüber ernst. Er wurde als der Armenvater erlebt, dem es immer auch um eine persönliche Begegnung mit den Betroffenen ging. Zu ihrer Aufnahme errichtete er eine Armenherberge. Auch die Kranken pflegte er selbst. Für die Aussätzigen und unheilbar Kranken baute er ein Siechenhaus. Dieser karitativen Praxis ist wohl auch die enge Verbindung zwischen Kloster und dem einfachen Volk zu verdanken. Zunehmend wurden die alemannische Volksverbundenheit und relative Unabhängigkeit des Klosters den fränkischen Grafen Warin und Ruthard ein Dorn im Auge. Dazu kamen grundherrschaftliche Ansprüche des Bischofs Sidonius von Konstanz, der (wie bereits die Reichenau) St. Gallen als Eigenkloster inkorporieren wollte. Auf dem Gipfel der Auseinandersetzung nahmen die Grafen 759 Ottmar gefangen und brachten ihn unter der üblichen falschen Anklage eines Sittlichkeitsverbrechens (Ehebruch) vor Gericht und ließen ihn zum Hungertod in der Königspfalz Bodman verurteilen. Das Urteil wurde auf Betreiben eines einflussreichen Mannes namens Gozbert abgemildert: Ottmar wurde auf die Insel Werd neben Gozberts Landgut in Gewahrsam gebracht. Dort stirbt er einsam noch im gleichen Jahr am 16.11.759. Etwa zehn Jahre später hätten Mönche die an der Verleugnung des Heiligen beteiligt waren kurz vor ihrem Tod gebeichtet, dass sie an der verleugnerischen Intrige gegen Ottmar beteiligt waren, darauf wurde sein unversehrter Leichnam auf der Insel Werd exhumiert und von Mönchen nach St. Gallen zurückgebracht. Die Legende erzählt: Der Sturm konnte dem Boot nichts anhaben, die Kerzen die um den Leichnam aufgestellt waren wurden vom Wind nicht ausgeblasen. Und die Pilgerflasche mit Wein wurde nicht leer, obwohl die Mönche mächtigen Durst bekamen da sie gegen den Sturm anrudern mussten. (In späteren Darstellungen des Heiligen bekommt er deshalb neben dem Abtsstab das Attribut des Weinfässchens.) 864 erfolgt in St. Gallen die Rekognition der Reliquien und damit die Heiligsprechung durch den Bischof von Konstanz. Abt Otmar hat nicht nur das Verdienst, ein eigenständiges und für die Zukunft lebensfähiges Kloster St. Gallen gegründet zu haben, sondern er hat seinem Kloster auch ein authentisch christliches Profil gegeben, entsprechend der Nachfolge Christi in Wort und Tat: in der Pflege der Spiritualität wie auch in der Pflege der Leidenden, in der Gottesbeziehung wie auch in der Nächstenliebe, in der Verkündigung wie auch in der Diakonie. Mit der politischen Selbständigkeit des Klosters verteidigt Ottmar immer auch diese inhaltliche Eigenständigkeit. Insbesondere weil er auch das Volk vor Ort schätzt und schützt, gerät er mit den zentralistischen Strategien der fränkischen Herrscher in Konflikt und muss ihrer Gewalt weichen. Dass dieses von ihm gegründete Kloster nicht seinen Namen trägt, ist der auch von ihm gepflegten Verehrung des hl. Gallus zu verdanken und hat zusätzlich seinen Grund darin, dass der Gründer erst 100 Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen wird. Die erste Urkunde, die vom Kloster der Heiligen Gallus und Ottmar spricht, ist sinnigerweise ein Schenkungsdokument von Kaiser Karl III. (883), einem Nachfolger jener Machthaber, die Ottmar zum Verhängnis wurden. Im Bistum St. Gallen gilt Ottmar bis heute als dem St. Gallus gleichgestellter Patronus aeque principalis . Zahlreiche Patrozinien gab und gibt es in der nördlichen Schweiz und in Süddeutschland. Theologiegeschichtlich war Ottmar wohl ein Vorgänger jener Ordensbewegungen, die im 12./13. Jahrhundert die Verkündigung des Evangeliums mit der Armut und der Armenhilfe und mit der Sorge um das einfache Volk verbanden. Nicht von ungefähr sind es Franziskaner, die heute das Ottmarheiligtum auf der Insel Werd betreuen.

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